Das Vorsteheramt (Bürgermeister)
Über das Vorsteheramt, das über 90 Jahre von den Köttners bekleidet wurde, berichtet der letzte Bürgermeister unseres Dorfes:
" Als 1854 mein Großvater in Wolframs eine kleine Landwirtschaft käuflich erwarb, war die Lage in Wolframs so, daß niemand die Gemeindevorsteherstelle bekleiden wollte, weil einige " Krakeeler " in
der Gemeinde waren, die gern einen getrunken haben (Schnaps trinken war damals Mode) - und dann alles besser verstanden haben. Auf Betreiben des Bezirkshauptmanns ließ sich mein Großvater überreden und übernahm
dieses Amt.
Mit dem jugendlichen Fremdling glaubten die "Krakeeler" bald fertig zu werden und im Rausch , wo bekanntlich alles gesagt wird , was sich im nüchternen Zustand einer denkt und nicht zu sagen getraut, wurde
auf den jungen Vorsteher losgezogen. Als dies dem Bezirkshauptmann zu Ohren kam, hat er sofort durchgegriffen und gleich einige mit Arrest bestraft. Siehe da, der Friede kehrte allmählich ein und über 40 Jahre hat
der Großvater zum Segen der Gemeinde diese Stelle bekleidet.
Nach dem Großvater übernahm mein Vater durch Wahl dieses Amt und hatte es 35 Jahre inne. Im Jahr 1932 übernahm ich durch eine interessante Wahl die Vorsteherstelle bis 1945 .Also war das Amt des Gemeindevorstehers
9o Jahre in einer Familie - wohl ein seltener Fall!"
Die Gemeinde Wolframs stand bis zuletzt finanziell sehr gut da; sie hatte einen land- und forstwirtschaftlichen Besitz von 84 ha, und verfügte 1945 über ein Vermögen von über
1.000.000 Kronen.
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