[Chronik von Wolframs]
[Wolframs in früherer Zeit]
[Die Kirche zu Wolframs]
[Wolframs in den letzten hundert Jahren]
[Gemeinde- und Kulturpolitik]
[Das Schulwesen]
[Schulische Begebenheiten]
[Wichtige Ereignisse in unserer Gemeinde]
[Besitzverhältnisse im Wandel der Zeit]
[Flurnamen um unser Dorf]
[Kreuze und Bildstöcke]
[Brauchtum, Sitten und Feste]
[Gemeindekataster]
[Quellen]
[Schlußwort]
[Impressum]

Wolframs in den letzten hundert Jahren

Unserem verehrten, leider letzten Vorsteher Johann Köttner war es ein echtes Anliegen, der Nachkommenschaft die Verhältnisse in unsererSprachinsel und in unserem Dorf vor dem ersten Weltkrieg, die Zeit unter tschechischer Herrschaft und auch während des 2. Weltkriegs aufzuzeigen.

Immer wieder versuchte er , die Zusammenschlüsse der Deutschen in Verbänden und Genossenschaften zu begründen. Denn sowohl wirtschaftlich, politisch, wie auch kulturell war dies die einzige Möglichkeit, die deutsche Sprache, das deutsche Volksgut und die deutsche Kultur zu erhalten. Nur im Zusammenhalt konnte man den verschiedenartigen Versuchen der tschechischen Einflußnahme widerstehen.

Johann Köttner - schon sein Vater und Großvater waren Vorsteher in Wolframs - war es ein echtes Bedürfnis, den kommenden Generationen weiterzugeben, wie hart der "völkische Abwehrkampf" in der Sprachinsel und besonders in Wolframs war. In seinen Erinnerungen schreibt er wörtlich: "Ihr könnt mir ehrlich glauben, daß da schon etwas dazugehörte; vor allem ein unbeugsamer Wille, Verantwortungsbewußtsein, Pflichtbewußtsein und Opferbereitschaft".

In etwas verkürzter Form möchte ich auf das Wesentliche in den Schilderungen unseres Vorstehers eingehen und die Entwicklung der wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse in Wolframs aufzeigen.

Er berichtet, daß die sogenannte " gute alte Zeit" nur in der Rückschau den Anschein einer besseren Zeit hatte. Erst 1781 zu Zeiten des Volkskaisers Josef II.. wurde die Aufhebung der Leibeigenschaft verkündet, ebenso das Toleranzpatent. Doch mit der Umsetzung in die Tat ließ man sich sehr viel Zeit. Erst im 19.Jahrhundert, nach manchen Rückschlägen, konnte eine wirkliche Bauernfreiheit erreicht werden.

Ein großer Teil der Bevölkerung war ungebildet, wurde bewußt " dumm gehalten". Es gab gravierende Unterschiede zwischen der herrschenden Schicht und dem gemeinen Volke. Am geltenden allgemeinen Wahlrecht vor dem ersten Weltkrieg ist dies deutlich zu erkennen.

Der Vorsteher berichtet: " Ich weiß noch, daß da 3 Wahlkörper bestanden. Im 1. Wahlkörper wählten die Ehrenbürger der Gemeinde; im 2. Wahlkörper waren die " Mehrbesitzenden", also die, die mehr Steuern zahlten und im 3. Wahlkörper durften die weniger Besitzenden, also die weniger Steuern zahlten wählen.

Das Heimatrecht erlangte man erst, wenn man 10 Jahre lang ununterbrochen in einer Gemeinde lebte. Bei der Auflegung der Wählerverzeichnisse wurden Geburtsdaten von den Tschechen häufig gefälscht, um die Zahl der Gemeinderäte zu erhöhen. Wenn auf diese Fälschungen hingewiesen wurde, entschied die nur aus Tschechen bestehende Bezirkswahlkommission, daß dieselben wahlberechtigt sind".

Köttner meint auch, daß die Volkszählung 1930 ein Schwindel gewesen ist.

Er erzählt weiter, daß er schon als Schulbub den " Grenzboten" und die" Bauernbriefe" las. Sie gaben ihm Einblick in die herrschenden Verhältnisse:

Die Grundherren ( auch die Kirche ) maßten sich unglaubliche Rechte an, unterdrückten die Landbevölkerung, oft herrschte Willkür.

Vor dem 1. Weltkrieg waren die Preise für landwirtschaftliche Produkte und für Holz sehr niedrig. Um die Verwertung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse war es damals noch schlecht bestellt. Bei Unglücksfällen, Viehseuchen, Brand u.s.w. gerieten manche Bauern in große Not.-

Geldleiher ( häufig waren es Juden ) borgten gern gegen Wechsel den in Not geratenen Menschen Geld. Der Umgang mit Wechsel setzt aber eine genaue Kenntnis der wechselrechtlichen Bestimmungen voraus. Aber wer von den Bauern kannte schon diese Bestimmungen? Dieses Unwissen führte daher oft dazu, daß Haus und Hof verloren gingen.

Kein Wunder, wenn ein Mann namens Raiffeisen diesem Geschehen nicht länger zusehen mochte. Überall im Lande wurde seine Idee aufgenommen und beherzte, tüchtige, weitsichtige Männer gründeten in vielen Orten der Sprachinsel Raiffeisenkassen.

In Wolframs wurde sie bereits 1898 eingerichtet, und “...die Landbevölkerung war nicht mehr anderen Geldgebern oder besser gesagt Geldleihern ausgeliefert".

Um für landwirtschaftliche Produkte besseren Absatz zu erreichen, wurden noch während des 1. Weltkrieges Lagerhausgenossenschaften und Molkereigenossenschaften gegründet. Johann Köttner wurde in den Aufsichtsrat berufen.

Auf dem Gebiet des Genossenschafts- u. Schulwesens und durch die frühzeitige Einführung der künstlichen Düngung und die Anwendung verbesserter Wirtschaftsweisen gehörte Böhmen und Mähren bald zu den fortschrittlichsten Ländern.

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