[Chronik von Wolframs]
[Wolframs in früherer Zeit]
[Dorfrichter]
[Alte Wolframser Namen]
[Handwerker]
[Unglücksfälle]

Dorfrichter

Als Richter wird im Jahre 1374 das erstemal Hensel erwähnt; er schuldet in diesem Jahr Herrn Bartholomeus, Pfarrer in Wilenz 12 Schock Groschen. Er wird noch 1377 und mehrmals sogar 1385 erwähnt und zwar als Johannes.

Wolframs erscheint als Gut in den Händen des Herrn von Höditz bei Triesch, aus altem mährischen Adel stammend. Im Jahre 1408 verkaufte Johann von Höditz als Vormund seiner Neffen Siegmund und Zawisch, der Söhne seines verstorbenen Bruders Marsch von Stannern, das Wolframser Dorfgericht an Jekel Öhem.


 

Abbildung 3: Urkunde vom 11. Juni 1408 - (Iglauer Bezirksarchiv Nr. 68)


 


 

Letzterer erwarb damit erblich "das gerichte zum Wolframs mit aller seiner zugehörunge, mit einer huben ackers, mit einem freien kreczam (Schank) und mit dem dritten phennige aller chlainen wandel". Mit dem Gericht war also ein Bauernanwesen und der Schank verbunden.

Dem Richter stand ein Drittel der Gerichtsgefälle zu. Er hatte über alle Rechtssachen mit Ausnahme von Totschlag, Mord, Brandlegung und Notzucht zu richten. Außerdem muß der Richter mit seinem Pferd dem Jan von Höditz dienen und die Wälder zu Wolframs bewachen.

Diese vier Wandel ("totslege, mord, prant und junkfrauen oder frumer frauen notzerren") waren dem Grundherrn, in dem genannten Jahre dem Johann von Höditz vorbehalten.

Über einen Rechtsfall belehrt uns ein erhaltener Schöffensspruch des Iglauer Oberhofes aus dem Jahre 1511. Nikl von der Czeyl war mit Hanus von Dreyenhoffen (Höfen) wegen einer Wiese in Streit gekommen. Beim Dorfgericht kam der Zeiler Giftnickel in solche Aufregung, daß er in Gegenwart von vier geschworenen Dorfschöffen den Hansen über den Mund schlug. Richter und "scheppen czum Wolframs" wendeten sich an den Iglauer Stadtrat um Rechtsbelehrung und dieser erklärte: "Seinettemallen an der Nicl von Dreyenhöffen sulichen freul (Frevel) und gewalt in ewerm gericht hat begunnen vnd hat nicht geschant des gerichts noch der gewqaren scheppen (geschworenen Schöffen) weliche gegenwärtig gewesen sein, vnd den Hansen von Dreynhöffen vnwirdiglich an sein mawl vnd die czend (Zähne) mit ewicher hant geslagen, dorauf tail wir euch czu ainem rechtenm das der Nicl ist verfallen czu wanndl drithalb mark kurcze: ain mark dem richter und die halb mark denn scheppen ". Die Strafe für einen Maulschlag war also 2 ½ Mark, von denen der Richter eine und die Schöffen eine erhielten.

Am Anfang des 16. Jahrhunderts waren die Verdienste ungefähr so: Hilfskräfte wie Tagelöhner oder Erzsucher bekamen zwei Groschen am Tag; fachmännische Handwerker wie Gießer (Schmelzer) oder Schmiede verdienten etwa sechs Groschen am Tag; ein Nachtwächter bekam einen Groschen für die Nacht und ein Kohlenbrenner acht Groschen für einen Korb Kohle. Demnach waren 70 Groschen für einen Schlag in die Zähne keine kleine Strafe.

Der genannte Zawisch, der Sohn des Marsch von Stannern, war der Herr von Wolframs ("dominus de Wolframs"). Er erscheint in Iglauer Distributa-Listen in den Jahren 1425, 1426 als "Zawiss de Wolframs" in Solddienst mit vier Pferden.

Bis zu diesem Zeitraum, das heißt Anfang des 15. Jahrhunderts sind die Wolframser Güter als Ganzes erfaßt, obwohl ein Teil die Festung nachweisbar auf böhmischem Gebiet gebaut ist, das dem Prager Erzbistum gehörte.

In den Husitenkriegen litt die Umgebung von Iglau unter wiederholten Durchmärschen von Soldaten beider Seiten und besonders kritisch war das Jahr 1421, als Sigismund in diesem Gebiet eine bis zu 50 000 Mann starke Streitmacht konzentrierte und die wilde ungarische Reiterei das Iglauer Land schwer plünderte. Es folgte einige Male der Durchmarsch husitischer Heere und die dreifache Belagerung Iglaus, die immer erfolglos blieb.

Sicher ist, daß "Zawiss de Wolframs" der weitere Eigentümer des Dorfes und der Festung nach Jan von Höditz war und das Attribut "von Wolframs" benutzte.

Im Jahre 1455 ist ein Andraczko von Wolframs bezeugt. Von ihm gingen die Besitzrechte an die Herren von Opatau über.

In diese Zeit fiel auch die Belagerung Iglaus. 1458 wurde die Stadt ausgehungert "mit großer Verwüstung des Vorfeldes und der Umgebung". Damals kam es offensichtlich zur Vernichtung der Wolframser Festung, da sie bereits im Jahre 1464 nicht mehr in der Aufzählung des Wolframser Besitzes aufgeführt erscheint. Im Jahre 1464 verkauft Andraczko Wolframs an die Kobiks von Opatau. Man schreibt: ..."daß Herr Andraczko von Wolframs das Dorf Wolframs mit Bevölkerung, Feldern, Wiesen, Frondiensten, Wäldern, Gewächsen, fließenden und stehenden Gewässern und allem Umland an Drslav von Opatau zur festen Haltung verschrieb und einschreiben ließ".

Um 1480 waren Niklas und Laurenz Kobik von Opatau die neuen Besitzer. 1501 erklärte dieser als Erbe des Gutes, daß seine Eltern für die Kirche der heiligen Kunigunde in Wolframs 10 Schock Groschen schuldig geblieben sind. Er übergibt dafür, damit seine Eltern im anderen Leben keine Qualen zu leiden hätten, einen Teich im Perlgrunde der Kirche. Diese soll im Einverständnis mit dem Dorfrichter und den Schöffen den Teich mit Fischbrut besetzen und den Erlös der Fischzucht für sich verwenden. Im Jahre 1513 verkaufte Johann Kobik von Opatau als Vormund seines Vetters Johann das Dorf Wolframs an die Stadt Iglau um 1400 Schock guter böhmischer Groschen. Seither blieb es bei Iglau, bis die grundherrlichen Rechte 1848 aufgehoben wurden. 1545 wurde aus dem Einkommen der Dörfer "Wolframbs vnnd Luczen" auf Beschluß des Iglauer Rates eine Studienstiftung für zwei Iglauer eingerichtet.

Wegen eines Wehres in der Igel kam es zu einem Streit mit dem nördlichen Anrainer Wlachin Leskow von Leskowecz, Herrn auf Neu-Reichenau. Die Stadt Iglau legte 1565 beim Brünner Landtag eine Beschwerde ein und eine Kommission von drei Vertretern der mährischen und vier der böhmischen Stände untersuchte die Streitsache. Da jedoch noch nicht Ruhe eintrat, schickte der Stadtrat eine Abordnung (Andreas Glenk, Johann Leupold, Stadtschreiber Laurenz Reindler) 1567 zum Kaiser Maximilian II ., der eine neue Kommissionstagfahrt anordnete.

Schließlich kam ein Vertrag zustande, nach dem das Wehr, das von der Grundherrschaft Iglau zur Ableitung des Wassers in ihre Teiche angelegt worden war, blieb, obwohl es an einer Seite den Grund des Leskow berührte. Dieses Bodenstück verkaufte Leskow den Iglauern um 40 ungarische Goldgulden.

1573 wird Caspar Rott Verweser des "guets Wolframs" genannt.

Der nächste Richter, von dem in den Stadtbüchern wieder berichtet wird, ist Georg (auch Jörg), er hatte Hausbesitz in Iglau (1542) und zwar vor dem Frauentor. Er verborgte mehrfach Geld, so 1541 gleich 103 Schock Groschen; 1560 wird er der "alte Richter" genannt.

Die Nachfolge im Richteramt übernahm Jörgs Sohn Toman (1562), dann bald darauf - 1566 - dessen Sohn Paul. Pauls Schwester Judith heiratete 1599 Nicodemus Staritzer, heiratete also in eine altberühmte Iglauer Patrizierfamilie.

Vor dem Dreißigjährigen Krieg wird noch der Richter Benedikt in den Stadtbüchern erwähnt (1612).

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