Ein weiterer Höhepunkt im Jahr, bei dem dieser schöne, heitere aber auch würdevoller Tanz ein Fest verschönerte, war das alljährliche
Maibaumfest.
Ich weiß noch, wie im Hofe unseres Nachbarn Krumm (Augusten) der kurz zuvor in unserem Wald gefällte Baum (jedes Jahr stiftete ihn ein anderer Bauer) geschmückt wurde. Ein großer Kranz mit bunten Bändern wurde
nach dem Entrinden des Stammes unterhalb des gewachsenen Gipfels befestigt.
Noch am selben Abend - es war der letzte April - wurde der bunt bebänderte Maibaum auf dem Platz oberhalb des alten Kastanienbaums vor den Höfen Temandel und Porhansel aufgestellt. Dort blieb er bis zu Tag des
Maibaumfällens stehen. Am letzten Sonntag im Mai zog ein Festzug mit Musikkapelle, Kindern mit frischen Blumen, Blumenbögen oder Kränzen, die Burschen und Mädchen in ihrer schmucken Tracht und alle Vereine zum
Festplatz. Im Festzug marschierten einige zerlumpte Holzfäller, der Förster und die "Bullerballer", ein als Weib verkleideter Mann, welches das Essen mit sich trug.
Zu einem richtigen Festzug gehörte auch eine Maienkönigin, begleitet von Ehrenjungfrauen und dem Maikönig auf einem blumengeschmückten Wagen. Auf dem Festplatz angelangt, nahmen sie den Ehrenplatz ein.
Bevor das Maibaumspiel begann, wurden erst einige Volkstänze vorgeführt.
In einem heiteren Spiel, in dem sich die Holzknechte gegenseitig ärgerten, wurde versucht, den Maibaum abzusägen. Als sie es mit der hölzernenSäge immer wieder ergebnislos probierten, erwischte sie der
Föster. Dieser erlaubte ihnen nicht, den Baum zu fällen, und so banden sie ihn einfach nach einem kurzen Handgemenge am Maibaum fest.
Die "Bullerballer" brachte das Essen und entdeckte dabei den angebundenen Förster. Als dieser jedoch unnachgiebig blieb, erinnerte sie ihn an die guten alten Sitten und Bräuche. Der Förster willigte
schließlich ein, den Baum zu fällen. Dafür lud man ihn höflich zum Maitanz ein.
Nach einigen heiteren Einlagen und einem recht dürftigen Essen, fällten dann die Holzknechte den Maibaum. Der Förster kam zurück und wollte für den Baum eine erheblich Summe kassieren. Da kein Geld da war, wurde
auf Vorschlag der "Bullerballer" der Baum verlost oder versteigert. Die Holzknechte ermunterten die umstehenden Leute:
" Hört, liebe Leute, laßt euch sagen,
den Maibaum haben wir geschlagen.
Bezahlen können wir Ihn nicht,
macht darum jetzt kein lang Gesicht.
Wenn wir ihn nun verlosen lassen,
tut tief nur in den Beutel fassen
und gebt das eure auch daher.
Wenn alle geben, wird einem nicht schwer!
Und nun zum Schluß wünsch ich euch was:
Beim Maitanz recht viel Freud und Spaß!"
Nun schloß sich ein richtiges Maibaumfest an. Gegen Abend ziehen die Burschen und Mädchen fröhliche Lieder singend am “Wasserkasten” beim Dorfteich vorbei in die Gastwirtschaft "Reiter", wo im Saal
noch lange zum Maitanz aufgespielt wurde.
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