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Bauernhochzeit in Wolframs

Eine richtige Bauernhochzeit war schon ein außergewöhnliches Fest.

Schon lange vor dem Hochzeitstermin mußten erhebliche Vorbereitungen getroffen werden. Auch wenn sich ein junges Paar kannte und liebte, so mußten doch manche, für das spätere Leben oft sehr wichtige Einzelheiten von den Brautleuten und besonders von deren Eltern geklärt werden. In einem "Kontrakt" vor einem Notar wurden diese festgeschrieben. Dabei ging es um die Übernahme des Hofes, um die Versorgung der Eltern (Ausgeding) um den Viehbestand, um die Auszahlung der Geschwister, um Möbel und Wirtschaftsgeräte und viele andere lebensnotwendige Vereinbarungen.

Nicht immer war es eine "Liebesheirat", die zwei junge Leute zusammenführte. Da nach dem geltenden Erbrecht ein Hof nicht aufgeteilt werden durfte, mußten sich die nachgeborenen Söhne - wenn sie nicht Knecht beim Hoferben machen wollten - beizeiten um eine Braut umschauen, die einen Hof erbte in den sie später "einheiraten" konnten, auch wenn dieser außerhalb des Dorfes lag.

Für die Aussteuer der Braut sorgte meist die Brautmutter, aber auch die Braut selbst hatte sich durch ihre Arbeit auf dem Hof einen redlichen Anteil davon selbst verdient.

Vor der Hochzeit wurde geschlachtet, und viele Kuchen, wie Schirmkuchen, Gugelhupf, "Gflozerkuchen” u. a. gebacken.

Die Aussteuer und die Einrichtungsgegenstände wurden am Tag vor der Hochzeit auf den

"Kammerwagen " geladen. Vorne auf dem Wagen saßen meist der Brautvater mit der Braut

und kutschierten durch das Dorf zum künftigen Heim. Wir Buben konnten damals sehr wohl "taxieren", ob es eine reiche, oder eine etwas "ärmlichere" Braut war.

Der Tag der Hochzeit fing für die Braut schon sehr früh an. So bald sie festlich angekleidet war, mußte der hohe, wunderschöne Brautkranz, oder besser die Brautkrone, kunstvoll im Haar festgesteckt werden.

 

Abbildung 35: Truschmann

Abbildung 36: Braut und Bräutigam in Tracht

Der Bräutigam in seiner prächtigen Bauerntracht mit großem Strauß mit Schleife an der linken Brust , begleitet vom "Truschmann", holte die Braut ab. Oft gab es Tränen beim Abschiednehmen vom Elternhaus. Der Hochzeitszug formierte sich nach Anweisungen des Brautführers im Hof, und zog, von der Fiedlerkapelle begleitet langsam durch das Dorf zur Kirche. Auf dem Weg zur aber auch von der Kirche wurde gelbgrüner Likörschnaps an die Umstehenden ausgeschenkt.

Abbildung 37: Hochzeitszug von der Kirche zum Elternhaus

Abbildung 38: Hochzeitszug durch die Flur
 

Die mit einem kleineren Kränzchen geschmückten "Kränzelmadeln" begleiteten die Braut. An manchen Hochzeiten, je nach Verwandtschaft, verschönerten auch "Brautjungfern aus der Stodt" mit ihren weißen Kleidern und einem grünen Myrtenkränzchen im Haar das Fest.

Es wurde viel und lange gegessen. Dann jedoch eröffnete das Brautpaar den feierlichen Hochzeitstanz. Der "Truschmann" führte die Paare auf die Tanzfläche, die Eltern der Braut, ebenso die des Bräutigams, den "Dodherrn" und die "Dodferer", die Geschwister, alle Kränzelmadeln und wenn noch Platz war, auch die übrigen Gäste.

Mit einem ruhigen Ländler wurde gern begonnen. Später forderte der "Truschmann" zum "Hatscho" auf, den er mit seiner Partnerin meist vortanzte. Sicher ein würdevoller Höhepunkt des Festes.

Wenn um Mitternacht die Kränzelmadeln, althergebrachte Lieder singend, der Braut den glitzernden Brautkranz abnahmen, war für das junge Paar das Fest meist zu Ende, jedoch nicht für die übrigen Gäste. Oft dauerte die Bauernhochzeit noch den ganzen nächsten Tag an. Wenn am Abend die müden Gäste zum Aufbruch rüsteten, wurde ihnen stets ein "Pinkerl" mit Kuchen als "Wegzehrung" mitgegeben.

Wie ernst man es in Wolframs mit den geltenden Sitten und Bräuchen nahm, kann man am Bild der Doppelhochzeit meiner Eltern (Kaser) und meines Onkels und meiner Tante (Haisler) aus dem Jahre 1927 (vor 70 Jahren!!) ersehen.


 

Abbildung 39: Doppelhochzeit in Wolframs

Abbildung 40: Brautleute und Kränzelmadeln


 

Während die rechte Braut den hohen Brautkranz und eine weiße Schürze trägt, ist die andere mit einem Kopftuch und einer dunklen Schürze bekleidet, ein Zeichen, daß bereits "etwas unterwegs" war.

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