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Erntedankfest

Wenn nach mühsamer, harter Arbeit die Ernte eingebracht war, dachte man an das Erntedankfest. Schon Tage vorher sangen die Mädchen und Burschen beim abendlichen Spaziergang Lieder, die für das Erntedankfest gebraucht wurden. Die vielen Strophen des "Gibt es denn ein schön'res Leben, als wie den redlichen Bauernstand...." mußten die älteren dem Nachwuchs vorsingen. Oder auch das schöne Lied vom fröhlichen Bauern:" Ich bin halt ein fröhlicher Bauer auf dem Lande..." Noch viele heitere oder besinnliche Lieder wurden geübt.

Am Tag vor dem Fest wurde der Platz gesäubert, mit kleinen Birken geschmückt und ein guter Platz für die vier Musikanten mit ihren Fiedeln geschaffen.

Im festlichen Zug schritten die Mädchen in ihrer leuchtenden Tracht voraus und die Burschen meist singend hinter den Fiedlern her. Viele Neugierige, fröhlich herumhüpfende Kinder und auch ältere Leute fanden sich auf dem Festplatz ein.

Wenn die jungen Burschen dann in ihrer Tracht mit den schwarzen, langen Lederbundhosen, die in Schaftstiefeln steckten, und mit dem weitärmeligen weißen Hemd, darüber eine kleingeblümte Samtweste, belebt durch ein doppelknotig gebundenes, kleines, hellfarbiges Halstüchlein und mit dem flachen dunkelblauen Samtkappel auf dem Kopf, die Frauen zum "Hatscho" aufforderten, kam freudige Erregung in die jungen Leute.

Es war eine Freude wenn die Frauen in ihren orangeroten Wollstrümpfen mit dem kunstvoll gebundenen, langen, über den Rücken herabfallenden, rot-geblümten Kopftuch, von den Burschen zum Tanz geführt wurden. Wenn sie dann mit dem weiten Faltenrock mit weißer Schürze, mit den weitausgeschnittenen, buntbestickten Brokatmiedern, die mit über der Brust gekreuzten orangeroten Bändern verziert waren und mit ihren weißen Blusen mit Puffärmeln und gestärkten Halskrausen mit ihren Partnern den Tanzboden betraten, stellte sich ein freudig feierliches Gefühl ein.

Mit dem langsam getanzten "Bairischen" wurde angefangen. Der Vortänzer begann mit den Figuren, die die nachfolgenden Paare übernahmen. Darauf folgte der schnelle Mittelteil der "Hupperische". Wenn die Paare diese gehüpfte Polka tanzten und die Burschen die Mädchen um sich herum drehten, wirbelten die Röcke und Kopftücher im Kreis. Schließlich endete der Tanz mit dem Galopp, dem "Hatscho".

Meist spielte dann die Fiedlerkapelle mit zwei Kloafiedeln, der dreisaitigen Grobfieldel und dem auf den Knien liegenden Ploschperment zum Radl auf. Die Mädchen stellten sich im Kreis auf, faßten sich in Rückenkreuzfassung und tanzten mit Vorderkreuzschritten zu den Melodien der Fiedler. Die Männer legten eine Hand auf die Schulter des Vordermannes und fingen im Halbkreis an "G'stanzln" zu singen. Die Frauen antworteten mit heiteren Spott-versen. Der Doppelliter Bier gehörte zum Umtrunk.

Die kunstvoll gebaute Erntekrone wurde von allen bewundert. Doch schon zum frühen Abend mußte zum letzten Tanz aufgespielt werden, denn zu Hause wartete das hungrige Vieh in den Ställen.


 

Abbildung 31: DerAnfang des “Hatscho”, der langsame“Bairische”


 

 

Abbildung 32: Das Radl

Abbildung 33: Der “Hupperische”

Abbildung 34: Radl mit Tuschn

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