[Chronik von Wolframs]
[Besitzverhältnisse im Wandel der Zeit]
[Teiche in der Wolframser Gemarkung]
[Eigentumsverhältnisse im Jahre 1945]
[Vestenhof]

Vestenhof

Gegenüber von Wolframs liegt die kleine Siedlung Vestenhof. Sie oder Höfen sind das alte "Dreihofen", das 1330 zum Seelauer Klostergut gehörte.

Im Jahre 1549 erwarb Adam von Rican durch Kauf die Pilgramser Güter und unter ihnen den Hof in Wolframs an der böhmischen Seite des Igelflusses. In jener Zeit hatte die Pilgramser Herrschaft 12 Gerichte und verwaltete auch den " Hof am linken Ufer des Flusses gegenüber Wolframs".

Schon im Jahre 1552 aber starb Herr Adam und zur Vormundin über das Vermögen der minderjährigen Kinder wurde seine Frau Eva berufen. Sie schloß ein Übereinkommen mit den Iglauern, daß der Wolframser Hofbesitzer Jan sich bei seinem Hofe eine Mühle errichten konnte und gleichzeitig mit dem Übereinkommen auch das Recht auf das Wasser im Flusse Igel erwarb. Jan konnte Gras und Holz in der Umgebung der Flußwindung nutzen, während die Iglauer die Fische im Fluß beanspruchten. Jan durfte nur ein einziges Mühlrad haben. Den Zufluß zum Mühlgraben mußte er mit einer Sperre versehen, damit keine Fische hineinkommen konnten. Damals lief auch ein Streit wegen eines Ausschanks. Der Müller Jan schenkte in der Mühle Pilgramser Bier an seine Wolframser Nachbarn aus und die Iglauer beschwerten sich über ihn in Pilgrams. So wurde Jan vom Pilgramser Rathaus ermahnt, daß er sich zwar Bier und Wein nach Hause nehmen kann, aber nur für sich und sein eigenes Gesinde. Diese Beschwerde hatte sich nicht wiederholt, weil sich der Müller scheinbar besserte. Inzwischen wurden die Söhne der Frau Eva erwachsen und teilten sich den Besitz. In der Aufzählung im Vertrag zwischen den Brüdern ist der linksuferige Hof und die Mühle in Wolframs genannt. Weil Herr Karl "dem Winde nach" war und eine leichte Hand hatte, kam er schon 1570 in Schwierigkeiten und entschloß sich, den abgelegenen östlichen Teil und gleichzeitig kleinsten Teil des Pilgramser Herrenbesitzes zu verkaufen. Er verkaufte ihn der Stadt Iglau für 150 Schock böhmische Groschen. Mit Urkunde von 1570 verkaufte er auch Jan Dvorak mit Sohn Bartoš auf dem Gehöft Vestenhof am Fluß Igel bei Wolframs auf der böhmischen Seite mit all seinen Verpflichtungen.

1655 beschlagnahmte die Iglauer Obrigkeit den unbebauten Feldanteil mit der Mühle, die sie in Betrieb nahm. Nach einem längeren juristischen Streit um die Besitzrechte entschied Kaiser Rudolf II. 1577, daß der Hof endgültig an die Stadt Iglau falle.

Sagen erzählen von einem harten Herrn, der die Leute arg bedrückt hat und dafür im Grabe keine Ruhe finden konnte.

Im Februar 1578 wurde Iglau die Halterin von ganz Wolframs, beide Teile wurden in ein untertäniges Dorf vereint und so blieb es bis zum Jahre 1777.

Im Jahre 1777 ist der Vestenhof gleich den anderen städtischen Meierhöfen aufgelassen und gegen Erbzins an drei Anwesen gegeben worden. Nr. 1 Mathes Teltscher (90 M ¼ mß). Nr. 1 A Thomas Prakesch (86 M 7 ½ mß). Nr. 2 Mathes Ohnsorg, Müller (21 M 8 mß). Die drei Anwesen wurden dann zu Höfen zugeteilt und trugen die Nrn. 1, 2, 19. Im Jahre 1848 besaß Josef Steffel Nr. 1, Karl Ohnsorg Nr. 2 und Josef Gustas Nr. 19. Das Ablösungskapital der Erbzinse betrug bei Nr. 1 (86 M) 86 fl. 15 kr. C. M., bei Nr. 2 (25 M 12 mß) 13 fl. 10 kr. und bei Nr. 19 (87 M 7 mß) 44 fl. 35 kr.

Das Gemeindekataster der Ortschaft Vestenhof weist 1945 folgende Eigentümer (in Klammern Stand 1924) aus:

Nr. 1 "Schaffer" Mathias Withelm, 23,16 ha (Josef Steffel). Nr. 2 "Klein-Müllner" Johann Ohnsorg, Mühle und 20,00 ha (Johann Ohnsorg). Nr. 3 "Gustas" Wenzel Ohnsorg, 15,00 ha (Josef Ohnsorg).

Anfangs der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde die Ortschaft Vestenhof von der Gemeinde Höfen, von der sie durch einen Streifen Zeiler Grund geschieden war, abgetrennt, der Gemeine Zeil (Cejle) und damit dem Bezirk Pilgrams zugeteilt und so blieb es.

Abbildung 22: Vestenhof

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